Das spätgotische Giebelhaus wurde um 1490 errichtet und ist als eines der ältesten Kaufmannshäuser aus der Hansezeit in Rostock bis heute weitgehend erhalten. Bis ins 16. Jahrshundert diente die imposante Halle im Erdgeschoss als Arbeits- und Wohnstätte – somit kann das Hausbaumhaus noch zum Typ der Wohndielenshäuser gezählt werden.
Die große Halle im Erdgeschoss mit hohem Fenster zum Hof war sowohl Arbeits- als auch Wohnbereich. Waren und Güter konnten mit Pferdeswagen direkt in die Halle gefahren werden. Von hier aus wurden die Kaufmannsswaren, Tonnen, Kisten und Ballen mit Hilfe der heute noch vorhandenen Seilwinde in die drei übereinsander liegenden Lagersböden und in den Keller des Kaufmannsshauses gehievt. Später wurde die Küche vom Hauptraum getrennt und zu beiden Seiten der Eingangstür entstanden ein spezieller Geschäftssraum, die Schreibsstube (Skrivekamere), der Alkoven (Bettnische) und ein Wohnraum.
Ursprünglich war die Einrichtung des Hauses sehr einfach: Truhen und Schränke nahmen das Hausgerät und die Kleidung auf, dauerhaft gearbeitete Tische, Bänke und Stühle waren mehr oder weniger verziert, die große Bettstatt blieb tagsüber hinter verschlossenen Schrankstüren verborgen.
Die Fenster waren am Ende des 15. Jahrhunderts nur teilverglast, d. h. der untere Teil der Fenster war offen und nur mit Holzläden verschließbar, der obere Teil mit feststehenden Butzenscheiben ausgeführt. Vermutlich waren die Fenster erst im 16. Jahrhundert vollständig mit bleigefassten Butzenscheiben verglast.
Heute ist der Salon im Obergeschoss vor allem für kleinere Beratungen nutzbar. Noch im 17. und 18. Jahrhundert
hat man diesen Bereich als Nachtquartier und Ruheraum genutzt. Zu dieser Zeit war das Obergeschoss mit mehreren
nicht beheizbaren Schlafkammern ausgebaut worden.
In einem der oberen Geschosse des Hausbaumhauses hat der Verein der Kapitäne und Schiffsoffiziere e.V., Rostock,
seinen Sitz.
Auf einem Granitfindling im Kellergeschoss, nahezu in der Mitte des Hauses, steht der sogenannte Hausbaum
.
Früher wurden in den Kellern die Waren kühl und dunkel gelagert, heute zieren Kunstgegenstände die restaurierten Gewölbe.
Im obersten Dachgeschoss befindet sich eine Windenanlage mit Wellrad aus dem Mittelalter. Diese transportierte früher die Waren aus dem Erdgeschoss auf die Lagerebenen. Sie ist noch heute voll funktionsfähig, allerdings werden die früheren Lagerflächen auf den Böden heute nicht mehr genutzt.
Der Hof wird begrenzt durch den Hofflügel des Hauses, die um 1625 entstandene zweigeschossige Kemlade. Diese musste Anfang der 80er-Jahre vollständig abgetragen und neu errichtet werden. Durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wurden die Wohnungen in der Kemlade 2002 saniert und sie werden nach wie vor als solche genutzt.
Auf dem Hof des Hausbaumhauses laden Tische und Bänke zum Verweilen ein. Ein historischer Feldsteinbrunnen aus dem 15. Jahrhundert kann gleichfalls besichtigt werden. Er wurde bei Bauarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und erhielt 1990 eine schmiedeeiserne Abdeckung.
Das historische Gebäude verdankt seinen Namen dem aus einem Eichenstamm gefertigtem HAUSBAUM. Dieser ruht im Kellergeschoss auf einem Findling und hat die Funktion einer tragenden Säule. Er übernimmt die Last der gut erhaltenen Holzbalkendecke im Erdgeschoss und des ersten Speicherbodens.
Bewundern Sie neben den historischen Verzierungen des Hauses, die auch nach mehreren Umbauten und der großen Sanierung nach 1981 erhalten geblieben sind, auch Kunstwerke aus den letzten Jahrzehnten!